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Feilkode 418

Die Waldläuferin

Die Waldläuferin · Romane

Ein unschuldiger Sträfling und eine Gestaltwandlerin müssen ein Trauma bewältigen und zusammenfinden, um den gemeinsamen Feind zu besiegen.

Hva vil du med boka?

Nach sieben Jahren Strafarbeit in den Asren-Minen des Nordens wird Mitja die Freiheit geschenkt. Jetzt will er nur eins: Die Vergangenheit hinter sich lassen und bloß keinen Ärger mehr machen. Aber seine Pläne geraten ins Wanken als er auf seinen Cousin Nikolaj und Freunde von früher trifft – und auf eine geheimnisvolle Waldläuferin, mit deren Schicksal sein eigenes seit Langem verbunden ist, ohne dass er es ahnt. Die Geschichte von Mitja und Neri soll zeigen, dass selbst verkorkste und scheinbar schief gelaufene Leben Sinn haben. Ich möchte euch ganz nah an die Figuren heranbringen und dazu bewegen, das Leben zu wählen. Immer! Auch wenn es noch so schwer erscheint. Es ist keine typische Fantasy-Heldengeschichte. Meine Figuren haben Macken, Schwächen und sie sind alles andere als perfekt. Und ganz ohne Liebe geht es nicht, denn was wäre das Leben ohne Liebe? Sie wird keinen typischen Verlauf nehmen, aber, keine Angst, es wird auch keine Tragödie daraus. Ihr sollt Spaß beim Lesen haben und gut unterhalten werden. Und ich hoffe zu überraschen, weil diese Geschichte… anders ist. Ich schreibe sie, weil ich sie ich selbst gern gelesen hätte, in gewissen Momenten meines Lebens. Und vielleicht kommt sie für einige von euch ja gerade zur rechten Zeit.

Om forfatteren

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Janis Nebel, geboren 1985 in Deutschland, hat erst mit elf Jahren angefangen freiwillig zu lesen. Sie studierte Ur- und Frühgeschichte, Archäologie des Mittelalters und Geographie. Danach arbeitete si...

Kapitel 1

Mitja, Gegenwart

„Nummer 3782!“, scholl die Stimme des Aufsehers scharf wie ein Peitschenhieb zwischen den nackten Felsen des Steinbruchs. Das helle Klopfen und Schlagen hunderter Meißel, Hämmer und Steinpickel verstummte nach und nach. Nur noch ein paar Steinbrocken polterten die steilen Wände hinunter und platschten in den trüben See, der sich weit unten aus dem aufsteigenden Grundwasser gebildet hatte.

„Nummer 3782!“, erklang es noch einmal.

Ungewohnte Stille trat im Steinbruch ein. Alle warteten. Der oberste Aufseher wurde schnell wütend, wenn man seinen Befehlen nicht sofort nachkam. Und etwas, das ihn zur Weißglut brachte, war, wenn die Sträflinge einfach weiterklopften und er deshalb gezwungen war über den Lärm der Arbeiter hinweg zu brüllen.

Ilija, der damit beschäftig gewesen war einen Keil in die vorgemeißelte Sollbruchstelle zu schlagen, richtete sich auf. „Das bist doch du, Mitja?“, flüsterte er. „Nummer 3782?“ Ilijas Blick wanderte nervös hinunter zu Mitjas linker Hand.

Der zog sich den feuchten Lappen vom Gesicht, den er sich gegen den beißenden Staub vor Mund und Nase gebunden hatte.

Wieder schallte der Ruf. „3-7-8-2! Beweg deinen müden Hintern hier rauf! Sofort!“ Die Stimme des Aufsehers klang gereizt.

Mitja rieb den Staub aus seinen Augenwinkeln und wischte mit dem Lappen über seinen linken Handrücken. Die Zahlen 3782 waren dort in unordentlicher Schrift und schon etwas verblasstem Schwarz zu lesen. Natürlich kannte er die eintätowierte Nummer nach all der Zeit in und auswendig. Aber warum wurde er zum Aufseher zitiert? Er hatte doch gar nichts ausgefressen. Angst packte ihn. Mitja musste sich beeilen, um den Aufseher nicht noch mehr zu verärgern. Den Schmerz in seinem linken Knie ignorierend, stand er auf. Dann schob er sich an den anderen Sträflingen vorbei über den schmalen Absatz der Felsterrasse bis zu einer Leiter, die hinauf auf den Hauptweg führte. Hunderte Augenpaare folgten ihm dabei. Mitja wusste was sie dachten: Armer Hund! Ob wir den jemals lebend wiedersehen?

Er erreichte die breite Steinstufe des Hauptwegs, der sich in der gigantischen Höhle des Steinbruch bis nach unten zum See schraubte. Als er über die Kante hinauf kletterte, sah er schon die fettig glänzenden Stiefel des Aufsehers dort stehen. Ungeduldig tippte dieser mit der Lederpeitsche gegen seinen Oberschenkel. Das Holz des Griffs war dunkel verfärbt, vollgesogen von altem und frischem Blut. Auch Mitjas musste irgendwo darunter sein. Er hatte mit dieser Peitsche schon mehrfach nähere Bekanntschaft gemacht. Mit gesenktem Haupt trat er vor den Aufseher, der ihm gerade bis zum Kinn reichte, und hielt ihm, ohne dazu aufgefordert zu werden, die linke Hand hin, damit dieser die darauf eintätowierte Nummer lesen konnte. Mitja kannte den Ablauf.

„Mitkommen!“, befahl der Aufseher und Mitja hinkte in einigem Abstand hinter ihm her den Hauptweg hinauf, vor und hinter ihm jeweils zwei Unteraufseher.

Um ihn herum setzte das Schlagen und Klopfen, das Brechen und Poltern wieder ein. Die mitleidigen Blicke seiner Mitsträflinge folgten ihm bis er oben über den Absatz des senkrechten Schachtes hinaus war. Dort gab es zwar weniger Staub, dafür aber sammelte sich der Rauch unzähliger Fackeln und Lampen, bevor er durch die unzureichenden Lüftungsschächte abziehen konnte.

Als sie aus dem Stollensystem hinaus in die Tundra traten, traf Mitja der eisige Wind und unter seinem schweiß- und staubverklebten Hemd begann er zu zittern. Er folgte dem Aufseher bis in eines der Langhäuser, das den Sträflingen als Baracke diente. Beim Hineingehen erkannte er mehrere davor festgebundene Pferde mit prächtigem Lederzeug. Es schien, das Straflager hatte hohen Besuch.

Mitja wurde noch enger in der Brust. Wenn der König oder einer seiner Fürsten-Vertreter hier war, bedeutete das meist nichts Gutes. Entweder er brachte neue Sträflinge – und das war für die alten keine gute Nachricht, denn es bedeutete gestreckte Rationen, bis die Schwächsten von ihnen weggestorben waren – oder der Fürst war gekommen, um die geplanten Exekutionen zu bestätigen. Und da Mitja nirgends neue Sträflinge erblicken konnte, vermutete er letzteres.

Doch warum er? Er hatte keinen Ärger mehr gemacht, die vielen Narben von den Peitschenhieben auf seinem Rücken hatten ihn eines Besseren belehrt. Mitja war es mittlerweile zufrieden, wenn er des Abends auf seine Pritsche fallen konnte, den Magen zumindest halbwegs voll mit dem madigen Getreidebrei, den sie hier meist vorgesetzt bekamen. Die zu Anfang seiner Sträflingszeit gehegte Wunschvorstellung, einer seiner Freunde würde herbeieilen, um ihn aus den Straflager herausholen, hatte er schon vor vielen Wintern aufgegeben.

Im Inneren der Baracke hatte man die Pritschen zur Seite geschoben und einen der langen Tische, an denen die Sträflinge sonst aßen, quergestellt. An dieser schartig-fleckigen Tafel saß nun ein einzelner Mann mit sorgfältig gestutztem Bart. Er trug ein prächtiges blaues Obergewand mit goldbesticktem Saum, dazu edle Lederstiefel, Armschutze und einen goldbeschlagenen Brustpanzer. An seinem Gürtel hing eines der berühmten Asren-Schwerter, die nur von den Fürst-Königen und ihren Kriegern geführt werden durften. Die Klinge funkelte blau im dämmrigen Licht der Baracke. Vor vielen Jahren hatte Mitja schon einmal so eine Klinge gesehen. Aber das kam ihm vor wie die Szene aus einem anderen Leben.

Der Mann, der am Tisch saß, hatte den Mantel aus Fellen grauer Wölfe neben sich über die Stuhllehne geworfen. Nun blickte er Mitja und den Aufsehern entgegen, einen dampfenden Weinpokal in der Hand und einen Teller vor sich, auf dem die halb abgezausten Knöchlein eines gebratenen Schneehuhns lagen.

Mitja konnte seine Augen kaum von dem Teller nehmen. Wie lange war es her, dass er zum letzten Fleisch gekostete hatte? Echtes Fleisch! Nicht nur die aus Knochen gekochte Brühe, mit der der Sträflingsfraß angereichert wurde. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen und der Geruch des Fleisches schien plötzlich alles andere zu überdecken.

Der Aufseher trat vor die Tafel und verneigte sich vor dem Sitzenden. „Sträfling 3782, mein Fürst!“ Er winkte Mitja heran, der mit gesenktem Kopf vortrat.

Der Fürst betrachtete ihn und blätterte dann in einem Folianten, den einer seiner Schreiberlinge vor ihm abgelegt hatte. Ein anderer stellte ein Tintenfass und eine Schreibfeder daneben.

„Sträfling 3782?“ Der Fürst hob fragend die Augenbrauen.

Mitja nickte und zeigte seinen tätowierten Handrücken.

Der Fürst sah auf das Geschriebene in dem Folianten und las laut: „Demetrius, Sohn von Raik und Anchelika aus dem Fürstentum Aheelia?“

Mitja blickte auf. Es war lange her, dass ihn jemand bei seinem Geburtsnamen genannt hatte. Demetrius. „Ja“, bestätigte er mit rauer Stimme.

Der Fürst – oder König, Mitja wusste es nicht genau – ließ sich gegen die Stuhllehne zurücksinken und betrachtete ihn. „Wie alt bist du, Demetrius?“

Mitja war verwirrt. „Ich… ich weiß es nicht, Fürst.“

„Du weißt es nicht?“ Erstaunt zog der Fürst die Stirn in Falten. „Weißt du denn, wie lange du schon hier im Straflager bist?“

Mitja räusperte sich. „Nein, Fürst. Ich habe aufgehört die Winter zu zählen.“

Schweigen trat ein. Dann sagte der Fürst: „Ich will es dir sagen, Demetrius. Es sind sieben Winter! Du bist seit sieben Wintern hier. Und da du sechzehn Winter alt warst, als man dich verurteilte, zählst du nun dreiundzwanzig Winter.“

Mitja blinzelte erstaunt. Sieben Winter? Nur? Er fühlte sich wie ein Greis. Als stünde er bereits mit einem Bein im Grabe.

„Warum bist du im Straflager, Demetrius?“

Mitja wagte es, dem Fürsten kurz in die Augen zu blicken. Er wirkte wohlgesonnen, beinahe amüsiert.

Mitja hustete zweimal um seine Kehle vom Staub des Steinbruchs zu befreien. „Ich wurde… ich wurde für den Mord an einem freien Mann verurteilt.“ Er befeuchtete seine von der Kälte aufgesprungenen Lippen. „Und… und für den Mord an einer freien Frau.“

„Verurteilt wozu?“, fragte der Fürst.

„Zum Tode“, antwortete Mitja.

„Und doch lebst du noch. Wie kommt das?“

„Ich weiß nicht, Fürst.“

Der Fürst schnaubte belustigt. „Ich will dir auch das sagen. Der Herrscher deines Fürstentums hat damals ein gutes Wort für dich eingelegt und erbeten, dass du, anstelle der Enthauptung, den Rest deines Lebens im Straflager verbringen und deine Kräfte damit dem König in Demut zur Verfügung stellen sollst.“ Er blätterte ein paar Seiten zurück und ließ seinen Blick über die Tabellen in seinem Folianten wandern. „Es ist hier außerdem vermerkt, dass du vor fünf Wintern einen recht ansehnlichen Brocken Asren zu Tage gefördert hast. Ist das wahr?“

Mitja entsann sich kaum noch des Fingernagel-großen, blau schimmernden Steins, den er damals in der Hand gehalten hatte. Aber er nickte.

Der Fürst betrachtete ihn forschend. „Kennst du unser Gesetz, Demetrius?“

„Nein, Fürst.“

Der Fürst seufzte. „Nicht viele überleben sieben Jahre in den Steinbrüchen“, sagte er. „Um genau zu sein, hatten wir den letzten…“ Er blätterte ein paar Seiten zurück. „Vor dreizehn Wintern. Es gibt eine Klausel in unserem Gesetzbuch, die besagt, dass das Straflager einem Todesurteil gleichkommt. Wer jedoch nach sieben Jahren in den Asren-Steinbrüchen noch lebt, der hat eine zweite Chance verdient. Denn er hat dann jedem Fürstentum eines seiner Lebensjahre geopfert.“

Mitja blickte auf.

Der Fürst lächelte. „Demetrius“, sagte er. „Die Götter haben dir eine zweite Chance geschenkt. Du bist frei.“

„Was?“ Mitja konnte nicht fassen, was er da hörte.

„Du bist frei“, wiederholte der Fürst. „Du kannst gehen, wohin du willst. Aber bedenke: Eine dritte Chance wird es nicht geben. Solltest du mir, einem anderem Fürsten oder dem König noch einmal als Schuldiger unter die Augen kommen, wirst du den Kopf verlieren. Hast du das verstanden?“

Mitja nickte, obgleich er nichts verstanden hatte.

Der Fürst griff nach der Schreibfeder, tauchte sie in das Tintenfass und machte einen Vermerk in den Folianten. „Es scheint da jemanden zu geben, der dich nach all der Zeit noch nicht vergessen hat“, sagte er, während er schrieb. „Jemanden, der jedes Jahr erneut auf diese Sieben-Jahres-Klausel hinwies und eine Prüfung der betreffenden Fälle einforderte.“ Einer der Gehilfen reichte dem Fürsten eine Schriftrolle, auf der bereits etwas aufgesetzt stand. Der Fürst machte sein Zeichen darunter, tropfte blaues Wachs daneben und drückte seinen blau funkelnden Siegelring darauf.

„Mit Erfolg“, sagte er und lächelte. „Dein Freibrief. Mögen die Götter mit dir sein, Demetrius.“

Damit erhob er sich, griff nach seinem Mantel aus Wolfsfell und warf ihn sich über die Schultern. Seine Schreiberlinge, packten eilig Tintenfass, Feder und Folianten zusammen. Auf dem Tisch verblieben lediglich die gesiegelte Schriftrolle und der Teller mit den abgezausten Knochen.

„Barabas“, sagte der König im Hinausgehen zum Aufseher. „Sorge dafür, dass Demetrius eine Reiseausrüstung bekommt, damit er ziehen kann wohin er will.“

Der Aufseher verneigte sich und die Asrenfibel, die ihn als Krieger auswies, funkelte dabei an seinem Gewand. „Ja, Fürst.“

Die Gesellschaft verließ die Baracken. Man hörte ihre Stimmen, das nervöse Scharren und Schnauben der Pferde, und schließlich den sich entfernenden Hufschlag.

Mitja stand noch immer am selben Fleck, ungläubig auf die Schriftrolle blickend, seinen Freibrief. Er trat an den Tisch und wollte das Pergament in die Hand nehmen, entsann sich dann jedoch der Fleischreste auf dem Teller. Hastig griff er zuerst nach den fettigen Knochen und stopfte sie in seine Hosentaschen. Dann leckte er sich verstohlen die Finger und nahm schließlich die Schriftrolle in die Hand, als handele es sich um etwas sehr Zerbrechliches.

Ein Unteraufseher kam herein und ließ ein Bündel vor Mitjas Füße fallen. „Deine Ausrüstung“, sagte er barsch. „Jetzt mach, dass du verschwindest.“

„Jetzt?“, fragte Mitja und bückte sich nach dem kleinen Bündel. Es war sehr leicht. „Aber… wo soll ich denn hin?“

„Nicht mein Problem“, sagte der Unteraufseher, packte ihn am Oberarm und schubste ihn aus der Baracke. „Du hast hier im Lager nichts mehr verloren. Barabas hat befohlen, dass wir die Hunde auf dich hetzen sollen, wenn du bis zur Nacht nicht verschwunden bist.“

„Es ist Winter!“, sagte Mitja. „Wir sind hier mitten im Nirgendwo! Ich erfriere, wenn ich die Nacht dort draußen verbringen muss.“

„Ich sagte doch schon: Nicht mein Problem. Wenn dir an deinem Leben liegt, dann rate ich dir die Beine in die Hand zu nehmen. In drei Stunden geht die Sonne unter.“ Seine Augen waren mitleidlos. Mitja wusste, für die Aufseher waren die Sträflinge nichts als Sklaven. Selbst ihre Pferde und Hunde behandelten sie besser. Der gesiegelte Freibrief würde ihm hier nichts nützen.

Mitja schulterte also das Bündel und schob die Schriftrolle unter sein verschwitztes Hemd. Dann wandte er dem Lager den Rücken zu und hinkte in die eisige Tundra hinaus.

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